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Unbekanntes Land

Freitagmittag, ein Tag früher als geplant, verabschiedeten Bruno und ich uns am Straßenrand, als mein Kumpel die 15 stündige Heimreise antrat und für mich eine Fahrt in die unbekannte Atlantikregion bevorstand. Das Navi zeigte 4,5 Stunden bis nach Bordeaux. Ich freute mich auf die Autofahrt durch eine Landschaft die sich deutlich von der bisherigen unterschied. Die Berge wurden durch flaches, sandiges Land mit großen Pinienwäldern und Farngewächsen abgelöst. Frankreich zeigte mir wieder einmal wie facettenreich dieses Land ist und ich war absolut begeistert von dieser Gegend.

Unterwegs standen natürlich einige Gewässer, die auf meiner Route lagen, auf dem Plan. Auch die Seen unterschieden sich von den bisher beangelten deutlich: Die Stauseen der bergigen Region gibt es dort nur selten, stattdessen trifft man auf flache große Naturseen. Die aufgestellten Schilder an einigen Seen auf meinem Weg wiesen auf kompliziertere Richtlinien hin: Teils war es nötig sich im jeweiligen „Verband“ im Vorhinein anzumelden, um an den ausgewiesenen Plätzen angeln zu dürfen. Das erinnerte schon etwas an einen Paylake und es viel mir leicht (so schön die Natur auch aussah), weiter Richtung Ozean zu fahren. 

Die nächsten vier Tage verbrachte ich mit ausgiebigen Aufenthalten an unterschiedlichen Stränden an denen ich Sport treiben konnte, und dass nun endlich sommerliche Wetter genoss. Ich fuhr in kleine Küstenorte und war von dem weniger touristischen Flair – im Gegensatz zur Mittelmeerküste –  positiv überrascht. Es war dort deutlich einfacher, einen Stellplatz direkt am Meer zu finden. Die Strände sind weitläufig und weniger von großen Ferien und Hotelanlagen unterbrochen. Für mich machte es das „Vanlife“ um einiges einfacher und vieler Orts waren andere mobil Reisende anzutreffen, die häufig zum Surfen gekommen waren. An einem Abend traf ich bei einem abendlichen Strandspaziergang auf eine deutsche Urlaubsgruppe in dessen Ferienhaus ich mich kurze Zeit später bei Trinkspielen wieder fand. Ich musste mich nur noch über die Straße zum Parkplatz in meinen Bulli befördern und konnte den nächsten Tag mit einem Sprung ins Meer und einer kühlen Stranddusche beginnen.

Unentschlossen

Nachdem ich die letzten vier Tage nette Leute traf, mich wieder etwas ins zivile Leben integriert und viele der großen Seen in Atlantiknähe besichtigt hatte, verspürte ich allmählich wieder etwas Motivation zum Angeln. Die riesigen Wasserflächen machten mir die Entscheidung nicht gerade leicht und es viel mir schwer, mich auf ein Gewässer festzulegen. Die im Vergleich zur Wasserfläche schon fast winzig erscheinenden Nachtangelzonen waren oft nur durch langes Übersetzen erreichbar und ich kam mir mit meinem E-Motor etwas untermotorisiert vor.

Viele Kilometer vergingen an denen Ich die Gewässer auf und ab fuhr um nach einer befriedigenden Stelle zu suchen. Informationen hatte ich – außer die im Internet verfügbaren – keine. Meine Unsicherheit gepaart mit der Unlust, mich unflexibel an ein Gewässer zu binden, machten mich immer unentschlossener. Schon fast damit abgefunden, die Gewässer unbeangelt hinter mir zu lassen um wieder etwas ins Landesinnere zu fahren, stand ich plötzlich mit meinem Bulli direkt am Ufer eines der letzten angefahrenen Seen der Umgebung. Vor mir riesige Seerosenfelder, die einen Großteil der mehrere hundert Hektar großen Wasserfläche durchzogen. Ein kleiner Karpfen der einige Meter entfernt im Seerosenfeld sprang, verstärkte meinen Trieb dort einen Versuch zu wagen.

Überall Karpfen

In der prallen Mittagssonne pumpte ich das Boot auf und begab mich kurze Zeit später aufs Wasser. Mein Echolot zeigte mir eine Maximaltiefe von einem Meter. Ich musste etwas schmunzeln, durch meine vorherige Recherche wusste ich jedoch, dass der See nicht tiefer als zwei Meter war. Während des Aufbauens zeigten sich – trotz des heißen Ententeichwetters – immer wieder Fische. Bei der Spotsuche wurde mein erster Eindruck über die Fischdichte noch verstärkt, als sich überall Strudel aufgescheuchter Satzkarpfen neben dem Boot bildeten. Selten habe ich ein dermaßen hohes Aufkommen an Karpfen in einem so großen See gesehen. Das Gewässer vermittelte mir einen völlig unausgewogenen Fischbestand, der wahrscheinlich zu 80% aus halbstarken Karpfen bestand. Dennoch blieben in den kommenden drei Tagen die anfangs vermuteten Massenfänge von Karpfen der 2 Kilo Klasse aus. Dafür bildeten Wildkarpfen den Durchschnitt, die die 10kg Marke bei gefühlt einem Meter Länge nur schwer überschritten. 

Ausgebrannt

Die vielen Angelstunden der letzten Monate zollten so langsam ihren Tribut und ich wurde allmählich müde und gelangweilt. Zwar bot die Stelle ein angenehm komfortables und entspanntes Angeln aber die Hoffnung auf einen massiveren Fisch verblasste mit jedem gefangenen „Torpedo- Schuppi“ immer mehr. Nach drei Nächten und etlichen kampfstarken Fischen die trotz stetig erhöhter Ködergröße die Standartmaße beibehielten, war mein Fischkonto gut gefüllt und die Fischgier gestillt, also packte ich zügig mein Tackle ins Auto und verließ ohne neues Ziel den See. Ich fühle mich ausgebrannt und einem „Angel-Burnout“ nahe. Ich wusste nicht mehr wirklich, was ich wollte und meine Unlust aufs Angeln hätte – wenn überhaupt – nur durch einen großen Karpfen besänftigt werden können. 

Doch – aus irgendeinem Grund konnte ich mich in den letzten Tagen trotzdem nicht mit dem Gedanken anfreunden, eines der ganz großen Gewässer hier im Westen Frankreichs unbeangelt zurück zulassen und die Reise zurück ins Inland anzutreten….

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Liebe Grüße,
Daniel & Alex

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